Schon vor einiger Zeit sind drei neue Gelenkbusse der Marke Mercedes-Benz, Modell Citaro C2, bei der HOCHBAHN eingetroffen. Abgesehen vom neuen Blechkleid und einer Menge Details, befinden sich bei den neu eingetroffenen Gelenkbussen eine wichtige Neuerung unter der Haube oder besser gesagt im Heckturm: der brandneue Euro-6-Motor.
Die Abgasnormen gelten nicht nur beim PKW, sondern auch bei Nutzfahrzeugen – und damit Bussen. Ab 2014 gilt die neue, strengere Euro-6-Norm; 80 Prozent weniger Stickoxide und 66 Prozent weniger „Partikelmasse“ werden gefordert. Diese Vorgaben erfordern einen neuen Motor und eine aufwendige Abgasnachbehandlung – der Hersteller der Mercedes-Benz-Busse, Evobus, setzt da unter anderem auf SCR-Katalysator mit dem Markennamen AdBlue. Nachteil: Neben Diesel und Heizöl muss noch eine zusätzliche Flüssigkeit mitgenommen werden.
Interessanterweise geht der Betreiber in seiner Pressemitteilung davon aus, dass auch der Kraftstoffkonsum zwischen drei bis fünf Prozent sinkt. Das wäre mal was Neues, denn die Verbräuche sind in den letzten Jahren gestiegen. Die elektronischen Anzeiger (innen wie außen) ziehen viel Strom, die Klimaanlage ebenso und das Absenken/Aufrichten des Fahrzeugs („Kneeling“) benötigt Druckluft, die im Fahrzeug erzeugt wird und natürlich auch Kraftstoff verbraucht.
Der neue Euro-6-Motor „steht“ und liegt nicht, was heißt, dass ein Motorturm im Fahrgastraum im Heck des Fahrzeugs (Fahrerseite) bis zur Decke geht. Zwei Sitzplätze gehen so drauf. Immerhin sind mit dieser Konfiguration nur noch drei Sitze in der unbeliebten Längsrichtung, also mit dem Rücken zum Fenster. Drei weitere C2-Euro-6-Busse werden im November erwartet, dann aber nicht als Gelenk-, sondern als 12 Meter-Stadtbus.
Citaro C2: Schnittig & modern
Über die Details gibt es von „BUSTV“ einen Beitrag, der zwar sehr Mercedes-lastig ist, aber durchaus gute Informationen und Eindrücke liefert.
Ergänzungen hierzu: Die LED-Beleuchtung mag zwar Strom sparen, ihre Lichtfarbe ist aber sehr unangenehm. Unbeliebt vor allem bei den Nachtkutschern, denn die Beleuchtung spiegelt sich stark in der Frontscheibe; an dunklen Haltestellen ist es so sehr schwierig rechtzeitig zu erkennen, ob dort ein Fahrgast wartet. In den neu georderten C2-Bussen ist man wieder auf Neonbeleuchtung zurückgegangen.
Der erhöhte Fahrerarbeitsplatz (6 Zentimeter mehr) trifft auf geteilte Zustimmung; die einen finden es angenehm, mit dem Fahrgast nun auf annähernd gleicher Augenhöhe zu kommunizieren, die anderen mögen das nicht. Die Fahrertür, obwohl gerade unter dem Sicherheitsaspekt sehr sinnvoll, stößt einhellig auf Ablehnung. Das Lenkrad ist deutlich kleiner geworden, was auch nicht überall auf Applaus stößt. Und das Reinigungspersonal klagt bitterlich, das das neue Cockpit nur schwer sauber zu halten ist. Speziell zu den Busfahrern sei aber angemerkt, dass es sich hier um eine ganz besonders konservative Berufsgruppe handelt, die Neuerungen gegenüber – nun ja – nicht unbedingt offen gegenübersteht.
Unauffällig verhält sich der neue Citaro bei der Werkstatt; ob dies beim neuen Motor auch so sein wird, muss der Testbetrieb zeigen, der Mitte Oktober losgeht.
Die ganzen Kurven und Formen geben dem Blechkleid ein schnittiges Aussehen, läuft aber den Werbeträger Omnibus zuwider. Reklame ist bei vielen zwar unbeliebt, aber nun einmal auch eine wichtige Einnahmequelle für Busunternehmen.
Ein Aspekt hat sich bei der Citaro-Modellpflege noch verstärkt: Das Fahrzeug gaukelt von außen Fensterflächen vor, die es im Innenraum gar nicht gibt. Dabei ist Verbundglas kein besonders leichter Baustoff und die schwarzen Flächen heizen den Bus im Sommer unnötig auf. ♦
— Fotos: Rycon/GMB
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