Offener Brief der metronom-Mitarbeiter

Wortlaut | Am 22.04.2010 wurden überraschend die beiden metronom-Geschäftsführer Henning Weize und Carsten Hein geschasst. Die metronom-Mitarbeiter wenden sich nun mit einem sehr lesenswertes „Positionspapier“ an die Öffentlichkeit, welcher hier nun im Wortlaut wiedergegeben wird. Zur besseren Lesbarkeit wurden geringfügige Layout-Anpassungen vorgenommen. Der Text spiegelt nicht die Meinung von Rycon wider.

Hilfeschrei der metronom Mitarbeiter

„Wir wollen unser Unternehmen retten!“

1. Aktuelle Situation der metronom Eisenbahngesellschaft mbH

Die metronom Eisenbahngesellschaft ist derzeit gefährlich geschwächt, weil wichtige Schlüsselpositionen im Unternehmen nicht besetzt sind. Dadurch ist nicht nur die Erfüllung vertraglicher Pflichten (z.B. der im Hanse-Netz-Vertrag vereinbarte Aufbau eines eigenen Vertriebes), sondern die Existenz des Unternehmens insgesamt bedroht.

  • Der kaufmännische Geschäftsführer fehlt.
  • Der technische Geschäftsführer fehlt.
  • Der Leiter des Vertriebes/Verkehrswirtschaft fehlt.
  • Der Qualitätsmanager fehlt.

Weitere Kündigungen von Führungskräften und Betriebspersonal der metronom sind wahrscheinlich:

  • angesichts des Stils der neuen Geschäftsführung, der durch Nicht-Information und bewusst in Kauf genommener Gerüchtebildung über die beiden mit sofortiger Wirkung abberufenen Geschäftsführer gekennzeichnet ist.
  • angesichts des derzeit herrschenden Übernahmechaos, das keinerlei Konzept für die Zeit nach der Abberufung der beiden Geschäftsführer erkennen lässt
  • angesichts der Lippenbekenntnisse und Worthülsen, mit denen versucht wird, die Mitarbeiter bei der Stange und den Betrieb aufrecht zu erhalten
  • angesichts des Delegierens sämtlicher Führungsaufgaben auf die zweite Führungsebene
  • angesichts der völlig ungewissen Zukunft der metronom, bei der die Zerschlagung des mittelständisch geprägten Unternehmens und die Eingliederung in einen Großkonzern (z.B. Benex/Hamburger Hochbahn) realistisch scheinen

Der Aufbau und die Geschäftsführung der metronom erfolgte durch die beiden Geschäftsführer Herrn Dr. Hein und Herrn Weize mit enormem Fachwissen und mit tiefer und intensiver Beteiligung an operativen Prozessen. Beide sind „Eisenbahner“ durch und durch, arbeiten in Gremien und sind hervorragend in der Branche, in der Kommunalpolitik sowie mit relevanten Meinungsführern vernetzt. Beide Geschäftsführer verkörpern den besonderen „metronom Spirit“, für den sich Mitarbeiter noch mal extra ins Zeug legten.

Zu den Aufgaben von Henning Weize gehörten sämtliche Vorbereitungen und Abstimmungen der anstehenden Tarifverhandlungen. Er ist verantwortlich für die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit und der Deutschen Angestellten Akademie, ist zuständig für Förderungen, konkrete Programme, Verfahrens- und Prozessabstimmungen. An der Gründung des GVH ist er beteiligt. Zu seinen weiteren Aufgaben gehört es, Mitarbeitergespräche zu führen, Personal für das im Aufbau befindliche Vertriebssystem zu rekrutieren, Abteilungsrunden über Probezeiten/befristete Arbeitsverträge, Qualitätssicherung im Personalbereich, Stellenausschreibungen, Strategie mit DB-Regio, Überwachung der Einhaltung der Verkehrsverträge, verkehrspolitische Arbeit über Verbände (VDV etc.), Vor- und Nachbereitung der Themen der Betriebsratssitzungen, aktive Konzeptionen mit Fachabteilung und Abstimmung mit Betriebsrat für Maßnahmen zur Sicherheit der Fahrgastbetreuer, aktive Teilnahme in Ausschüssen (ASB und Beirat) des HVV, Teilnahme an Sitzungen des Fahrgastbeirates, Bürgermeistergespräche, Engagement innerhalb des VDV im Strategieausschuss und Verwaltungsrat Personenverkehr mit Eisenbahnen, dazu regelmäßige Führungssitzungen im Bereich kaufmännische und vertriebliche Angelegenheiten und Weiterentwicklung der Betriebsvereinbarung zum Thema „Energieparendes Fahren“.

Der bisherige technische Geschäftsführer Dr. Carsten Hein hat mit großem Fachwissen regelmäßig Gespräche und Verhandlungen mit der LNVG und anderen Aufgabenträgern über Betriebsplanungen für folgende Fahrpläne inkl. der strategischen Planungen geführt. Außerdem nahm er an den Statusgesprächen mit der LNVG teil. Zu den Tätikeitsschwerpunkten von Herrn Dr. Hein zur Absicherung der operativen Abläufe gehörte die kontinuierliche Analyse der Schwachstellen des Betriebes und das Einfordern von Verbesserungsbeiträgen von DB Netz und von DB Station&Service. Kritische Begleitung der Baubetriebsplanung der DB Netz: Analyse der Auswirkungen auf ME und Vorschläge für Abmilderungen der Einschränkungen bei DB Netz. Fachliches Führen der technischen und betrieblichen Mitarbeiter, dafür regelmäßige Auseinandersetzung mit deren Arbeitsergebnissen und bei Bedarf Mithilfe bei der Beantwortung von Fragen (Fahr- und Umlaufplanung, Abstellkonzepte, Rangierpläne, Verkehrsleistungsabrechnung, Kennzahlenerarbeitung, Schadensabarbeitung, betriebliche Regelungen etc.).

Erörterung von Problemen des operativen Betriebs mit LNVG und gemeinsame Suche nach Lösungen / Veränderungen (z.B. hohe Verspätungsanfälligkeiten in bestimmten Streckenbereichen. Schriftliche und mündliche Kommunikation mit EBA, BNetzA, DB Netz, DB Station&Service, DB Energie. Beeinflussung der rechtlichen Positionen im Eisenbahnwesen (insbesondere Erarbeitung von Regeln der Technik, Haftpflichtfragen) durch Mitarbeit in Gremien des VDV / Berufsgenossenschaft / VVDE. Dr. Hein hat die Lokfürerausbildung vorangetrieben und arbeitete intensiv an der Sicherheitszertifizierung der metronom, die ab 01.Januar 2011 für alle Eisenbahnunternehmen vorgeschrieben ist.

Der Prokurist und Vertriebsleiter der metronom, Frank Habeck, ist die zentrale Figur beim Aufbau einer eigenen Vertriebsstruktur, so wie im Hanse-Netz-Verkehrsvertrag mit dem Aufgabenträger LNVG festgeschrieben. Seine Stelle wird nicht hinreichend adäquat zu ersetzen sein, das metronom eigene Projekt „Vertriebssystem“ scheint damit nicht realisierbar. Herr Habeck ist zentraler Verhandlungspartner in allen Belangen der Bereiche Tarif, Vertrieb sowie Beförderungsbedingungen. Als Hauptverhandlungsführer zeichnet er verantwortlich für die Einnahme-/Aufteilungsverteilung mit allen Verkehrsverbünden und Aufgabenträgern sowie des derzeitigen Vertriebsdienstleisters Deutsche Bahn AG. Darüber hinaus ist er stellvertretender Vorsitzender und Sprecher der nichtbundeseigenen Bahnen im TBNE (Tarifverband der Bundeseigenen und Nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Deutschland).

2. Kulturelle Unterschiede zwischen der metronom und ihren Gesellschaftern

metronom im Spannungsfeld der Interessen – zwischen shareholder und stakeholder, zwischen Gesellschaftern, Anspruchsgruppen, politischer Erwartung und dem Kundenwunsch

Der mittelbare metronom-Gesellschafter Arriva folgt dem shareholder value Prinzip und ist fokussiert auf eine rein ökonomische Unternehmensbewertung. Die Unternehmensführung konzentriert sich ausschließlich auf die Interessen der Aktionäre. Nur quantifizierbare Kennziffern bilden die Grundlage für unternehmerische Entscheidungen. Die Planungshorizonte sind kurzfristig. Sie reichen in der Regel bis zur nächsten Monats-, manchmal bis zur nächsten Halbjahresbilanz. Eine längerfristige Strategie zur Werterhaltung oder eine Strategie, die Arbeitnehmer- oder Kundeninteressen berücksichtigt, ist nicht erkennbar.

Das alles überragende Ziel des Arriva-Managements ist die Steigerung des Börsenwertes. Dadurch erklärt sich die eindimensionale Ausrichtung sämtlicher unternehmerischer Aktivitäten auf das Erreichen von Bilanzkennzahlen und der damit verbundene Irrgauben, ein fachfremder Banker könne zwei fachlich ausgewiesene und überaus erfolgreiche Geschäftsführer des Vorzeige-Eisenbahnunternehmens metronom auch nur interimistisch ersetzen. Dieser naive Glaube entsteht aus der klar umrissenen Aufgabe des Managements eines streng shareholder value geführten Unternehmens: Die Aufgabe des Managements lautet: Maximierung der aus dem Aktienbesitz resultierenden finanziellen Erträge (z.B. Kursgewinne, Dividenden, Bezugsrechte).

Das erklärt auch, warum mit Herrn Frank Engeler ein ehemaliger Manager der HSH-Nordbank an der Spitze der Arriva Deutschland steht: Eine Bewertung der übrigen Werte des Unternehmens („intangible assets“, z.B. der Markenwert) erfolgt nicht.

Das Konzept der ausschließlich an Bilanzkennzahlen orientierten Unternehmenssteuerung weist erhebliche Defizite in der Operationalisierung und Innendarstellung von Zusammenhängen mit anderen Zielen der metronom-Strategie auf und schürt die Sorge der Mitarbeiter vor Heuschrecken, Lohndumping und Stellenabbau.

Der metronom Gesellschafter BeNex ist mehrheitlich eine landeseigene (Hamburger) Gesellschaft. Sie wurde 2007 als Expansionsholding gegründet: 49% der Gesellschaft sind im Besitz der International Public Partnerships, 51% befinden sich im Besitz der Hamburger Hochbahn AG. Die HOCHBAHN wiederum gehört zu 100% der Freien und Hansestadt Hamburg.

Bei der Suche nach Investoren zur Gründung der Benex war die HSH-Nordbank beteiligt. In der Branche geht das Gerücht, dass die Verhandlungs- und Ansprechpartner für Investoren damals bei der HSH-Nordbank Herr Frank Engeler und Herr Lars Kongsbak waren. Herr Engeler ist heute Geschäftsführer der Arriva Deutschland, Herr Kongsbak Leiter des Busbereiches der Benex.

Die Hochbahn ist das derzeit zweitgrößte Nahverkehrsunternehmen Deutschlands und größter Partner im Hamburger Verkehrsverbund (HVV). Sie hat großen Einfluss im HVV und nutzt den HVV als lukrative Einnahmequelle: durch die Übernahme sogenannter ZVU-Aufgaben (zentrale Verwaltungsaufgaben) gelangt ein erheblicher Geldfluss aus dem HVV in die Kassen der Hochbahn.Die Hochbahn/Benex war jahrelang massiv an einer Erhöhung ihres Gesellschafteranteils an metronom interessiert, scheiterten jedoch immer an dem Widerstand der übrigen Gesellschafter. Die Benex hat den eigenständigen metronom Vertrieb/Tarif abgelehnt, obwohl schon zwei Jahre vor der finalen Entscheidung zum eigenen Tarif/Vertrieb intern bekannt war, dass metronom dieses Ziel verfolgt. Stattdessen sollte metronom die Vertriebsdienstleistung bei der Hamburger Hochbahn einkaufen.

Die Hochbahn setzt auf aggressives Wachstum: Ihr Expansionsziel ist mittelfristig ein Zehntel aller Leistungen im deutschen Nahverkehrsmarkt zu erbringen. Über die Benex verfügt das Hamburger Landesunternehmen mittlerweile über einen Marktanteil im SPNV von über sechs Prozent. Für 2010 plant Benex den strategischen Einstieg in das Vertriebsgeschäft.

metronom unterliegt – auch mittelbar durch landeseigene Gesellschafter und Auftraggeber einer ständigen Verquickung von ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Interessen. Die bisherige Führung des Unternehmens metronom war sehr stark auf das öffentliche bzw. das Kundeninteresse ausgerichtet. Damit orientiert sich das Unternehmen sehr eng am stakeholder value Konzept.

Was bedeutet das? Das Unternehmen metronom verhält sich ähnlich einer öffentlichen Institution, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und auch soziale und politische Verantwortung übernimmt (siehe Alkoholkonsumverbot). Durch die Einbindung möglichst aller Anspruchsgruppen in die strategische Unternehmensplanung relativiert sich zwangsläufig die Rolle der Gesellschafter. Durch Berücksichtigung der unterschiedlichen Zielvorstellungen möglichst aller Anspruchsgruppen wird die Nutzenmaximierung nur einer Anspruchsgruppe ausgeschlossen – es findet z.B. keine Bevorzugung der Gesellschafter statt.

Die metronom Eisenbahngesellschaft stakeholder value orientiert zu führen, erfordert ein hohes Engagement des Managements, denn das ständige Abwägen, um möglichst gleiche Wertschaffung für alle Anspruchsgruppen zu schaffen, schafft eine hohe Komplexität und einen enormen Planungsaufwand. Ziel ist die nachhaltige Sicherung der Existenz der metronom durch sinnvolles Wachstum.

Der Zwang zu gesellschafterkonformem Verhalten der metronom, beispielsweise durch unkündbare Dienstleistungsverträge, die – ohne Ausschreibung und zu festgelegten Preisen – mit den Gesellschaftern vereinbart werden mussten, verhindert – ggf. überlebenswichtige – Entscheidungen zu effizienten Unternehmensbereichen.

Stakeholder und Anspruchsgruppen der metronom Eisenbahngesellschaft

Für Mitarbeiter und Geschäftsführung der metronom Eisenbahngesellschaft war bisher selbstverständlich, dass ein öffentliches Verkehrsunternehmen zunächst einem Bedürfnis verpflichtet ist: dem des Fahrgastes! Danach kommen weitere Anspruchsgruppen zu ihrem Recht: Aufgabenträger, Politik, Öffentlichkeit, Mitarbeiter und natürlich auch die Gesellschafter. Der Erfolg der metronom Eisenbahngesellschaft beweist, dass dieses Unternehmensprinzip anderen Ansätzen deutlich überlegen ist.

Die Fahrgäste haben Anspruch auf eine sichere und pünktliche Dienstleistung, auf Qualität und auf Zuverlässigkeit. Die Mitarbeiter haben Anspruch auf Beschäftigung, eine gerechte und angemessene Bezahlung und auf Sicherheit am Arbeitsplatz.

Die allgemeine Öffentlichkeit hat Anspruch auf den verantwortungsvollen Einsatz von Steuergeldern zum Gemeinwohl, dazu hat sie Anspruch auf Mobilitätsalternativen zum Individualverkehr und auf Mobilitätsangebote in der Fläche. Politik und Aufgabenträger haben Anspruch auf die vertragsgemäße Leistungserbringung und die Erfüllung ihrer politischen Vorgaben. Das metronom Management hat einen Anspruch auf Beschäftigung sowie einen Anspruch auf Gestaltungsraum im Sinne der Firmenziele.

Metronom legt großen Wert auf die Vernetzung in der Region, denn auch regionale Partner haben Anspruch auf Zuverlässigheit, auf Stärkung der eigenen Standortfaktoren und auf die Entwicklung der Infrastruktur.

Die Gesellschafter haben Anspruch auf den shareholder Value, also auf Erträge, sie stellen jedoch auch Anspruch auf das Know-how der metronom. Dienstleister und Lieferanten haben Anspruch auf solide Vertragsverhältnisse, zuverlässige Zahlungsmoral und mittel- bis langfristige Perspektiven.

Und nicht zuletzt hat auch die Natur einen Anspruch auf die Erhaltung ihres ökologischen Gleichgewichtes und somit auf klimaverträgliche Mobilitätsalternativen zum Individualverkehr.

metronom im Spannungsfeld der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit

Hintergrund: Als metronom in 2002 gegründet und in 2003 den ersten Betrieb aufnahm, konnte man es sich nicht leisten, alle erforderlichen Fachkompetenzen personell adäquat abzudecken. Daher hat das Gesellschafter-Konsortium aus mehreren bereits am Markt agierenden Verkehrsunternehmen wesentliche betriebliche und administrative Kernaufgaben übernommen. Das Risiko, einem neu gegründeten Eisenbahnverkehrsunternehmen eine so gewaltige Aufgabe zu übertragen, konnte durch die Kompetenz der Gesellschafter minimiert werden. Die Aufgabenverteilung wurde durch Geschäftsbesorgungsverträge mit den Gesellschaftern besiegelt.

metronom besitzt außer Mitarbeitern, Kompetenz und einem hohen „good will“ – dem immateriellen Markenwert – so gut wie keine eigenen Anlage- oder Vermögenswerte. Wesentliche unternehmerische Grundfunktionen wurden von den Gesellschaftern per Geschäftsbesorgung übernommen , d.h. einige Gesellschafter fungieren gleichzeitig als Dienstleister.

Mit der Entwicklung des Unternehmens metronom werden die Defizite dieser auf Geschäftsbesorgung festgelegten Beziehungen nun immer deutlicher: Aufgrund der unterschiedlichen Unternehmensziele stehen häufig unklare oder sogar widersprüchliche Zielvorgaben im Raum. Ziele werden durch die Partner unterschiedlich interpretiert. Es gibt kaum Messgrößen, es herrscht latentes Misstrauen und es liegt ein Machtgefälle zwischen den Partnern vor. So wurde der metronom beispielsweise die Herausgabe der Passwörter für die eigenen Server verweigert.

Die Fülle der unternehmensübergreifenden Prozesse erfordert den Aufbau von zusätzlichen Schnittstellen. So entstehen Ineffizienzen, die sich in einem aufwändigen Berichtswesen und einer Flut von Informationen äußern. Durch Steuer- und Kontrollfunktionen werden Ressourcen gebunden und unnötige Reibungsverluste entstehen durch Termin- und Budgetüberschreitungen, durch Abstimmungsdefizite und ständige Statusgespräche.

Zudem sorgt ein von Misstrauen geprägter Umgang miteinander für Schwierigkeiten im täglichen operativen Geschäft. Die Geschäftsbesorgungsverträge sind selbst bei fortgesetzter mangelhafter Leistungserbringung für metronom so gut wie nicht kündbar.

Die Verknüpfung von strategischer (metronom) und operativer (Geschäftsbesorgung durch Gesellschafter) Ebene gestaltet sich äußerst schwierig, da unterschiedliche Unternehmensziele (shareholder / stakeholder) verfolgt werden. Die Operationalisierung der metronom-Strategie und -Vision ist daher längst nicht in allen Unternehmensbereichen möglich.

Beispiel Marketing → Geschäftsbesorgung durch Hamburger Hochbahn AG
Leistungsabruf auf ein Minimum reduziert wegen Qualitätsmängeln und dem Fehlen des metronom Markenverständnis.

Die Hochbahn bündelt ihre Marketingkompetenz in einem eigenen Bereich „Marketing Beteiligungen“. Dort werden Marketingmaßnahmen für alle Expansionsbeteiligungen der Benex entwickelt und produziert. Es wird ein hoher Synergieeffekt angestrebt, in dem z.B. Maßnahmen auf mehrere Verkehrsunternehmen appliziert werden. metronom lehnt diese Herangehensweise jedoch ab, denn es versteht sich als tief in der Region mit dortigen Partnern verwurzeltes Eisenbahnunternehmen. Der Erfolg des metronom liegt darin, individuelle Wege zu gehen und häufig die Vorreiterrolle zu übernehmen. Dies kann durch die Hochbahn Marketing-Geschäftsbesorgung nicht geleistet werden.

Beispiel IT-Systeme → Geschäftsbesorgung durch OHE
Die OHE IT-ABteilung ist der Dienstleister für die metronom IT-Landschaft. Immer wieder kommt es zu Störungen, teilweise zu kompletten Ausfällen der IT Systeme. metronom war an einigen Tagen so gut wie gar nicht per E-Mail zu erreichen und konnte nicht auf das Internet zugreifen. Mit der Telefonanlage gab es ebenfalls Probleme, teilweise war das Unternehmen über Stunden nicht zu erreichen. Die OHE IT sichert keine 24 Stunden Erreichbarkeit zu.

Nach diversen Gesprächen und Mängelrügen, nach einem unabhängigen Gutachten kam es nach wiederholten Störungen zu einer fristlosen Kündigung des Vertrages durch die Geschäftsführer Herrn Dr. Hein und Herrn Weize. Durch einen unabhängigen IT-Dienstleister wurden die metronom Server im Haus wieder in Gang gesetzt. Die Passwörter für die metronom eigenen Server wurden seitens der OHE jedoch nicht genannt, so dass das IT-Verfahren unnötig in die Länge gezogen wurde. Der Zustand der Server wurde detailliert dokumentiert.

Durch das Umstellen der Server in der St.-Viti-Straße kam es zu IT-Ausfällen bei der OHE. Es ist zu vermuten, dass beide Systeme ohne Wissen der metronom Geschäftsführung miteinander verquickt sind.

Fazit: metronom ist erfolgreich nicht WEGEN, sondern TROTZ der Einflussnahme der Gesellschafter!

metronom im Spannungsfeld der Erwartungen der Konzerne

Die Gesellschafter Arriva und Benex stehen mit metronom, aber auch mit den übrigen Gesellschaftern EVB und BSAG sowie untereinander im Wettbewerb. metronom wurde in den letzten sieben Jahren mehrfach an der Teilnahme an Ausschreibungen insbesondere durch die Hamburger Hochbahn gehindert und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Benex im entsprechenden Bundesland noch nicht vertreten war. Heute „darf“ metronom nur in den Bundesländern an Ausschreibungen teilnehmen, in denen Arriva und vor allem Benex nicht bereits vertreten sind. Auf diese Weise wird ein erfolggetriebenes Wachstum der metronom von vorne herein eingeschränkt.

Um erfolgreich am Markt zu sein, muss man sich vom Wettbewerber für den Kunden wahrnehmbar positiv unterscheiden. metronom gelingt das zum Beispiel durch viele neue und unkonventionelle Service-Ideen, einem bundesweit einzigartigen Vorstoß in Sachen Alkoholkonsumverbot und sehr zeitnaher Kundeninformation. Diese Ideen reifen in einem besonderen Unternehmensklima, in dem einzelne Mitarbeiter auch dadurch besonders motiviert wurden, in dem man ihnen großen Handlungs- und Gestaltungsspielraum ließ.

Die Entwicklung der metronom erfolgte ausschließlich von innen heraus durch das Engagement der Mitarbeiter. Die Eingrenzung des Unternehmens metronom durch die Gesellschafter spiegelt sich auch in den strategischen Finanzbeziehungen wider: Nach Zahlung des Eigenkapitals in Höhe von 500.000 Euro im Jahre 2002 wird metronom in den Jahren zwischen 2002 und 2010 den vollen Gewinn von über 50.000.000 Euro an die Gesellschafter abführen. Eine Reinvestition in das Unternehmen wurde zu keiner Zeit getätigt und fehlt nun sogar zur Tätigung von erstmals nennenswerten Investitionen zum Aufbau der metronom eigenen Vertriebsstruktur.

3. Stärken und Selbstverständnis der metronom

Wir Mitarbeiter der metronom haben einen hohen Anspruch an uns und verstehen uns als Premium-Marke im SPNV. Das gilt auch für unseren Tarifvertrag: Dem Lohnniveau steht eine anspruchsvolle Leistungserwartung gegenüber, die sich in Kompetenz, Freundlichkeit und Servicementalität äußert.

Unsere aufwändige Ausbildung macht uns zu qualifizierten, motivierten und zufriedenen Mitarbeitern, häufige Nachschulungen und eine schnelle, transparente und offene Kommunikationskultur halten diese „metronom Philosophie“ eines attraktiven SPNV aufrecht. Ein respektvoller Umgang mit Mitarbeitern und Fahrgästen ist bei metronom selbstverständlich, denn unsere Dienstleistung wird von Menschen für Menschen erbracht. Sondervergütungen und Weiterqualifizierungsmöglichkeiten sind Teil einer gerechten, angemessenen Entlohnung und Anreiz für tägliches Engagement.

Unsere Werte sind höchste Kundenorientierung, Innovationskraft und die Pflege unseres Markenwertes („good will“) durch tägliche „Beziehungsarbeit“ mit unseren Kunden und Anspruchsgruppen (stakeholdern). Das geht nur mit persönlichem Engagement und Herzblut, belohnt werden wir durch glänzende Kundenzufriedenheitswerte.

Zu den metronom Stärken gehören unser Know-how, z.B. in Sachen Ausbildung (TF-Ausbildung FB-Ausbildung etc.), Vertrieb und eigens entwickelter Software-Systeme (Reservierungssysteme, Fundsachenverwaltung, Beschwerdemanagementsystem, Online-Betriebsdokumentation, Lagemeldung, Kommunikationstool, Fahrzeugdokumentation etc.).

Führend sind wir im Einsatz moderner Marketing-Instrumente, insbesondere der Social Media Instrumente, um Fahrgäste möglichst zeitnah über Betriebsabweichungen informieren zu können. Mut, Ideen, Lösungen treiben uns zu unkonventionellen Ansätzen und einer neuen Herangehensweise für alte Probleme. Durch unsere Maßnahmen tragen wir zur öffentlichen Meinungsbildung bei, in dem wir unsere soziale Mitverantwortung gegenüber Fahrgästen und Mitarbeitern sehr ernst nehmen: durch die Einführung eines Alkoholkonsumverbotes oder durch Präventionsunterrichte in Kindergärten und Grundschulen.

Unsere regionale Verbundenheit pflegen wir durch ein partnerschaftliches Miteinander indem wir örtliche Projekte und Tourismusaktivitäten unterstützen und Kontakte mit Gemeinden, Schulen etc. pflegen.

Qualität und Sauberkeit sind neben Pünktlichkeit und Fahrgastinformation Dinge, die unsere Fahrgäste täglich erleben und für die wir uns engagiert in Bewegung setzen!

4. Forderungen der metronom Mitarbeiter

Wir, die Mitarbeiter der metronom Eisenbahngesellschaft, fordern:

  • Die bisherigen Geschäftsführer Dr. Carsten Hein und Henning Weize müssen sofort wiedereingesetzt werden, damit die Existenz der metronom gesichert und das Unternehmen weiter erfolgreich sein kann!
  • metronom muss eine eigenständige, von Verkehrskonzernen unabhängige Eisenbahngesellschaft in Niedersachsen werden!
  • metronom Lohn- und Sozialstandards müssen mittel- und langfristig gesichert werden!
  • metronom muss aus dem heterogenen Gesellschaftergepflecht heraus gelöst werden!
  • Eine einheitliche und abgestimmte Strategie der Gesellschafter mit marktüblichen Renditevorgaben.

— OR; Foto: Rycon

One response to this post.

  1. Posted by Hans-Ulrich Klinke on 28.05.2010 at 15.05

    Meine Frau und ich haben gerade den Umstieg vom Auto auf den METRONOM, aufgrund der super-positiven Erfahrungen (z.B. gerade das Alkoholverbot, die sauberen gepflegten Wagen, die freundlichen Fahrgastbegleiter, die Pünktlichkeit, etc.) vollzogen. In den alten schmuddeligen, nur so-gut-wie-eben-notwendig aufbereiteten DB-‚Silberlingen‘ aus den 60er Jahren wurden wir gerade im Urlaub von München nach Mittenwald ‚durchgeschaukelt‘, und von mürrischem Personal genervt.
    So etwas muss man wirklich nicht haben !!!
    Sollte der METRONOM aus ‚gewinntaktischen/neid-auf-bessere-Unternehmensstrategie‘ Gründen in die DB-Schiene einordnen, werden wir schnellstens wieder auf unser Auto umsteigen.
    Meine aufrichtige Hochachtung den beiden innovativen Geschäftsführern und ihrer Top-Crew, die das Kunststück fertig gebracht haben, attraktiven Nahverkehr in ausgezeichneter Pünktlichkeit aufzubauen…. denn ein Vorbild hatten sie ja in Deutschland nicht… schon gar nicht die verkrustete, veraltete ‚Ich-möchte-eigentlich-nur-noch-ICE-Bahn‘.
    Vielen Dank METRONOM, und hoffentlich findet sich ein verantwortungsbewußter Politiker der dem unsehligen Treiben dieser ‚Heuschrecken‘ Einhalt gebietet.
    Eine Abstimmung und Unterschriftensammlung ProMETRONOM sollte durchgezogen werden, und den Profitgeiern um die Ohren gehauen werden.
    Bleibt hart, und wir Euch treu !!!
    METRONOM als eigener Betrieb ! Meinetwegen auch erstmal auf Steuergeldern… bevor diese, wie fast immer, wiedermal ‚Nadelstreifen‘ in den Nämlichen geschoben bekommen.
    Glück Auf – Mut – und allzeit Gute Fahrt.
    Hans-Ulrich Klinke
    Tostedt

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