Kauderwelsch (7): Straßenbahn

» Regional auch als „Tram“ oder „Strab“ bezeichnet
Ein Verkehrsmittel, das es schon seit 1978 nicht mehr in Hamburg gibt – obwohl wir mal eines der größten Straßenbahnnetze Deutschlands hatten. Hier, wie auch in vielen anderen Städten Deutschlands, Europas und Amerikas wurde dieses Verkehrsmittel dem Auto geopfert.
Straßenbahnen entwickelten sich aus Pferdebahnen, die man sich am ehesten als eine Art Kutschen auf Schienen vorstellen kann. Nach einigen Versuchen, unter anderem gar mit dampfbetriebenen Kisten, entwickelte ein gewisser Werner [von] Siemens („Wir gehören zur Familie“) die erste elektrische Straßenbahn, die 1881 zum ersten mal in Berlin fuhr; (Elektrisch fahrende) Straßenbahnen können daher als deutsche Erfindung betrachtet werden.
Straßenbahnen bildeten früher das Rückgrat des Verkehrs in Städten, da sich Otto-Normalbürger kein Auto leisten konnte.

Liste einiger Hamburger Linien.

Das System

Merkmal ist hier nicht nur die Tatsache, das die Bahn im Straßenraum fährt (vor, hinter und neben sich Autos), sondern auch das Passagiere oft eine Fahrspur zur Bahn überqueren müssen, was eher unbequem ist – zumal die klassische Straßenbahn mit Hochflurfahrzeugen ausgestattet wurde.

Vor der Erfindung von Plastikwänden: Der Innenraum einer Hamburger Straßenbahn.

Der Fahrkomfort kann man, aus heutiger Sicht, als bescheiden bezeichnen. Fahrzeug- und Gleisbau waren nicht so pfiffig wie heute; Es quitschte in den Kurven, die Beschleunigung war eher gemächlich und während der Fahrt rumpelte es gehörig. Aber immerhin: Man kam voran und besser als zu Fuß gehen war es allemal. Auch glich das Interieur eher dem eines Salons, Plastikwüsten und Anti-Graffiti-Beschichtungen brauchte man nicht.

Die Kapazität entsprach – teilweise auch heute noch – ungefähr den eines Busses. Aber anders als beim Straßenfahrzeug bot die Straßenbahn die Möglichkeit einer Zugbildung; Bei Bedarf gab es einen Anhänger dazu, den sogenannte Beiwagen. In anderen Städten wurde erst relativ spät auf „richtige“ Gelenkzüge gesetzt.

Heute sind die Ansprüche ganz andere. Die Technik im Fahrzeug- und Fahrwege (Gleis-) Bau hat enorme Fortschritte gemacht, woraus sich evolutionär die heutige Stadtbahn entwickelt hat. Klassische Straßenbahnen überleben in vielen Verkehrsmuseen, wo sich engagierte Menschen in ihrer Freizeit um den Erhalt liebevoll kümmern.

Mehr zum Thema Hamburger Straßenbahn:

  • Horst Buchholz hat mit seiner Website der Hamburger Straßenbahn geradezu ein Denkmal im Internet gesetzt.
  • Wer den Eisenbahnsimulator „Trainz“ (2004/2007) oder „ProTrainPerfect“ sein eigen nennt, kann die Hamburger Straßenbahn auch virtuell erleben.

— OR; Bilder: Rycon

3 responses to this post.

  1. Hallo Rycon!
    Das ist ein wirklich lesenswerter Blog!

    „entwickelte ein gewisser Werner von Siemens („Wir gehören zur Familie“) die erste elektrische Straßenbahn, die 1881 zum ersten mal in Berlin fuhr;“

    Ich hätte in diesem Zusammenhang das „von“ im Namen fehlen lassen. Werner Siemens wurde erst 1888 geadelt (verdient hat er es).

    Schönes Wochenende, weiterhin viel Spaß mit dem Blog!
    Fredrik

  2. Posted by Rycon on 10.01.2010 at 10.40

    Hallo Fredriks,
    vielen Dank für Lob & Hinweis! :-)

    Ehrlich gesagt weiß ich jetzt auf anhieb nicht, wie da die Regelung ist (es gibt bestimmt eine). Ich habe das „von“ mal in eckige Klammern gesetzt und dein Kommentar weist ja prima auf dieses Detail hin.

    Viele Grüße,
    — OR

  3. […] Auch: U-Stadtbahn Die Weiterentwicklung der klassischen Straßenbahn ist die Stadtbahn. Auch sie fährt im Straßenraum, jedoch weitgehend von den Autofahrern getrennt. […]

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